5-Tage-Woche, 8-Stunden-Arbeitstag, wöchentliche Höchstarbeitszeit: All das ist für die meisten Arbeitnehmer:innen heute normal. In vielen Betrieben sorgen Tarifverträge sogar noch für günstigere Regelungen. Aber war das schon immer so? Und wer hat dafür gekämpft?
Bis vor gut 100 Jahren waren Arbeitstage von 10 Stunden und mehr Normalität. Die Wochenarbeitszeit betrug teilweise bis zu 70 Stunden. Das war inhuman und gesundheitsschädlich. Die Arbeiter erhoben die Verkürzung der Arbeitszeit zu ihrer zentralen Forderung. Doch es sollte bis 1919 dauern, bis der 8-Stunden- Arbeitstag bei vollem Lohnausgleich eingeführt wurde. „Wir kommen heute ohne die Verhandlungen mit den Gewerkschaften nicht weiter. Denn nur durch die Verhandlungen speziell mit den Gewerkschaften können wir Anarchie, Bolschewismus, Spartakusherrschaft und Chaos verhindern.“, so Ewald Hilger, seinerzeit stellvertretender Vorsitzender des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller. Daraufhin wurde das Stinnes-Legien-Abkommen über die Einführung des 8-Stunden-Arbeitstages geschlossen.
In den folgenden Jahren wurden die Regelungen leider immer weiter aufgeweicht. Erst 1945 wurde von den Alliierten die 48-Stunden-Woche wieder eingeführt.
In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts kämpften die Gewerkschaften dann für weitere Verbesserungen, wie den arbeitsfreien Samstag, was de facto die Einführung der 40-Stunden-Woche bedeutete. „Samstags gehört der Vati mir“ war der Slogan der Gewerkschaften.
1984 schaffte die IG Metall nach sieben Wochen Streik die schrittweise Senkung der Arbeitszeit auf 37 Stunden, 1995 dann auf 35 Stunden in der westdeutschen Metallindustrie.
Auch in vielen anderen Branchen verhandeln Gewerkschaften bis heute mit den Arbeitgebern in Tarifverträgen Verkürzungen und Flexibilisierungen der Arbeitszeit, Langzeitkonten und Altersteilzeitregelungen.
Die zunehmende Digitalisierung und der Wunsch des ortsunabhängigen Arbeitens sowie der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf vieler Beschäftigter werden sicherlich auch in Zukunft neue Anforderungen an die Arbeitszeitgestaltung mit sich bringen. Gerade das Home Office zeigt dabei, wie wichtig klare Regelungen zum Schutz der Arbeitnehmer:innen vor Entgrenzung der Arbeitszeit und ständiger Erreichbarkeit sind.
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