Die Marienhauskliniken im Saarland und das Caritaskrankenhaus in Saarbrücken haben die Gespräche mit ver.di über Entlastung einseitig für beendet erklärt. Als Begründung werfen die katholischen Krankenhäuser ver.di einen Vertrauensbruch vor, da ver.di 14 Briefe von Beschäftigten an ihren Bischof in Trier weitergeleitet hatte. Gleichzeitig teilte ver.di mit, dass man mit der SHG-Gruppe Verhandlungen im September beginnen würde.
Die Gesprächsbereitschaft der Marienhausgruppe war nach Streikandrohungen mit Unterstützung des Gesundheitsministeriums noch vor der Landtagswahl zustande gekommen. Die angekündigten Streiks wurden für die katholischen Häuser abgesagt. Es gab auch ein Treffen, das zwar nicht in der gewünschten Form ablief, so wollten die Dienstgeber nicht mit Beschäftigten der Klinik sprechen, diese mussten vor der Türe warten. ver.di ergriff aber nach Rücksprache mit ihren Mitgliedern trotz Bedenken den Strohhalm möglicher erfolgreicher Gespräche. Aber es kam zu keinem weiteren Gespräch. Jetzt wurde ver.di mitgeteilt, dass man keine weiteren Gespräche wünsche.
Auf einem Vernetzungstreffen der ver.di-Betriebsgruppen am 11. August in Ottweiler, bezeichnete ver.di-Sekretär Michael Quetting das Verhalten als Vertrauensbuch. Man habe die Beschäftigten hinhalten wollen. Diese Gesprächsverweigerung widerspreche dem Tenor des Schreibens vom Trier Bischof und stünde im Widerspruch zu der Vorgehensweise im saarländischen Pflegepakt mit der Landesregierung. ver.di fordert die unverzügliche Gesprächsaufnahme im Interesse der Krankenhausbeschäftigten und der Patienten. Aktuell verhandelt ver.di mit der Uniklinik des Saarlandes über Entlastung. Quetting teilte mit, dass auch die SHG-Gruppe auf eine erneute Verhandlungsaufforderung positiv reagiert habe. Man habe für September einen Verhandlungstermin vereinbart. Mit den SHG-Kliniken wollen erstmals Häuser mit ver.di über Entlastung verhandeln, die im kommunalen Arbeitgeberverband organisiert sind.
Umso unverständlicher ist das Handeln der katholischen Häuser, insbesondere der Marienkrankenhäuser, die gerade mit ihrer beabsichtigten Schließung des Krankenhauses in Wadern unter Kritik und Beobachtung stehen. Ende Mai hatte Bischof Dr. Stephan Ackermann dem zuständigem Gewerkschaftssekretär Michael Quetting noch mitteilen lassen, dass er sich für die Zusendung der 14 Briefe bedanke, die Probleme seien dort „sehr eindrucksvoll“ dargestellt gewesen. „Jetzt will sich die Leitung davor drücken, obwohl uns Gespräche versprochen wurden. Als Begründung werden die Briefe der Beschäftigten an ihren Bischof genannt, den man um Hilfe gebeten hat. Die Kolleginnen haben nichts Anderes getan, als ihren Bischof Ackermann um Hilfe zu bitten. ver.di hat diese Briefe weitergeleitet und noch nicht einmal veröffentlicht. Wir haben auch deren Anonymität zugesichert, obwohl auch Kolleginnen gerne direkt mit dem Bischof gesprochen hätten,“ so Quetting in Ottweiler.
Diese Hilferufe der Pflegekräfte hätten nach Ansicht von ver.di Anlass sein müssen, die Gespräche für Entlastung zu forcieren, damit mehr Pflegepersonal eingestellt wird. „Anstatt sich aber den Problemen zu stellen, wird leider ein Klima der Einschüchterung geschaffen. Dies ist befremdlich, bedauerlich und enttäuschend,“ meinte der saarländische Krankenhausexperte, der für seine Forderung nach Fortsetzung der Gespräche Zustimmung erhielt.
ver.di ruft zu weiteren Aktionen unter dem Motto „Aufstehn für die Pflege“ auf. Am 12. September beteiligen sich mehrere dutzende Stationen an einem bundesweiten Aktionstag zur Händedesinfektion. „Die Teams machen dabei deutlich, wie viel Personal fehlt, um alle Aufgaben korrekt erledigen zu können“, stellt ver.di fest. Wenige Tage zuvor, am 9. September, unterstützen saarländische Pflegekräfte eine Pflegedemonstration in Mainz. Dazu werden aus dem Saarland Busse eingesetzt.
ver.di unterstütze mit den Aktionen die bundesweite Bewegung für eine gesetzliche Personalfestlegung. „Wir wollen Entlastung gesetzlich vorgeschrieben und betrieblich garantiert,“ davon lassen wir uns nicht abbringen, betonte der Gewerkschafter.